Gibt es nicht schon genügend Tische? Warum noch einen entwerfen? Was lässt sich schon an einem Tisch neu gestalten? Klar, all diese Fragen könnte man sich stellen. Dann würde allerdings die Antwort direkt feststehen: Nein, lass es bleiben! Der kreative Prozess wäre direkt gestoppt. Gutes Möbeldesign stellt andere Fragen.
Handwerk + praktisches Design
Ja, auch unser Tisch hat vier Füße, für einen stabilen und wackelfreien Stand und eine Tischplatte hat er auch. Die Grundanforderungen sind also erfüllt. Wir haben uns zu Beginn des Entwerfens einige Fragen bzw. Aufgaben gestellt:
# 1– Wie können wir das Handwerk sichtbar machen?
# 2 – Warum gibt es kaum schöne kleine Tische für 2-4 Personen?
# 3 – Der Tisch soll leicht Auf- und Abbaubar sein und in ein flaches Paket passen!
# 4 – Wie lassen sich zeitloses und eigenständiges Design verbinden?
# 5 – Tischbeine nach innen gerückt oder bündig mit der Tischplatte?
Der Entwurfsprozess
Dieser Tisch war das erste Möbel, welches Sophie und Gunnar zusammen entworfen haben. Gleichzeitig leicht und schwer die verschiedenen Ideen zusammenzubringen. Mit dem Tisch Maria haben wir ein sehr starkes Möbelstück, das polarisiert. Dazu wollten wir einen Gegenspieler finden. Einen Tisch der leicht im optischen Sinn und auch an Gewicht ist. Unsere Wohnung war klein und daraus ergab sich dann die Aufgabe einen Tisch zu entwerfen der in kleine Räume passt. Zu Beginn sprechen wir also über ein Möbel. Erzählen uns von Momenten, die man erlebt hat und sich gerne daran erinnert. Wir beschreiben, wie es sich anfühlen soll an dem Tisch zu sitzen. Überlegen aus welchem Holz der Tisch sein kann. Sophie fängt relativ schnell an zu skizzieren und Gunnar macht sich als Tischler an die möglichen Holzverbindungen. Eines unserer liebsten Themen, denn wir möchten, dass diese klassischen Verbindungen weiterhin ausgeführt werden und Bestand haben. Unsere Möbel sind keine industriell gefertigte Massenware, sondern werden von Handwerksbetrieben gebaut, die ihr Handwerk verstehen. Denen dürfen wir etwas zutrauen und auch herausfordern.Trends und modische Dinge spielen für uns eher eine untergeordnete Rolle. Das ist nicht unser Ding. Unser Ziel ist es Möbel zu schaffen, die einen über viele Jahrzehnte begleiten. Das führe dazu, dass wir uns für eine Zarge entschlossen haben. Die sind man immer seltener bei Tischen. Die Tischbeine mit einer großen, meist eingefrästen Kopfplatte an die Platte geschraubt – so wird das Wackeln und Kippeln verhindert. In unserem Fall übernimmt das die Zarge. Klar, damit hat man etwas weniger Beinfreiheit und die Platte schwebt nicht so sehr, sondern alles sieht etwas robuster aus.
Etwas filigranes, etwas überraschendes kann dem Tisch mit der vermeintlich "plumpen Zarge" das gewisse Etwas verleihen. In den allermeisten Fällen endet die Zarge vor dem Tischbein. Ein geschraubter Winkel verbindet die beiden Teile – fertig. Günstig und einfach zu erstellen. Auch das ist nicht unser Ding.
Stecken wir die Zarge doch einfach durch! Damit schaffen wir ein überraschendes Detail und zeigen gleichzeitig das Konstruktionsprinzip. Denn an den Tischbeinen zeigt sich dann das Stirnholz der Zargen. Die Jahresringe und bilden einen graphischen Kontrast zu dem Längsholz der Beine. Und damit wäre dann doch etwas ganz Neues entworfen bei einem Tisch.
Wir wollten ja einen Tisch für kleine Räume entwerfen. Dicke Tischbeine tragen auf und sind eher etwas für große Tische in großen Räumen. Aber in beengten Räumen sollte so ein Tisch möglichst filigran und dezent wirken. Und dazu trägt eben vor allem das Tischbein bei. Die Tischbeine vom Josef laufen von 9 auf 2,7 Zentimeter sehr spitz zu. Der Tisch steht quasi auf Zehenspitzen und wirkt luftig und leicht. Zu gleich vermittelt er durch die an den Außenkanten positionierten Tischbeinen einen soliden und festen Stand.
Somit wären schon drei anfänglich gestellte Fragen oder Anforderungen erfüllt.
Materialwahl
Auf jeden Fall wollten wir ein helles Holz für diesen leichten Tisch. Es lief also auf Esche oder Weisstanne hinaus. Wobei die Weisstanne immer unser Favorit war. Da wir ja so gerne im Bregenzerwald Urlaub machen kennen wir diese Holzart sehr gut. In und an vielen Häusern wird dieses Holz eingesetzt. Wir mögen die sehr feingliedrige Struktur sehr. Zwar wächst Nadelholz schneller als Laubholz und hat dadurch größere Abstände zwischen den Jahresringen, aber die Weisstanne wächst lieber in höheren Bergregionen. Dadurch wächst auch sie etwas langsamer und so entsteht ein recht gleichmäßiges und feines Holz. Genau richtig für unseren Tisch. Damit die Weisstanne nicht nachdunkelt, seifen wir sie. In der Seife, übrigens auch eine sehr alte und derzeit wieder häufiger eingesetzte Oberflächenbehandlung, befinden sich weiße Pigmente und die Weisstanne wird wirklich weiß.
Konstruktion
Die Hauptkonstruktion, also die durchgesteckte Zarge haben wir schon oben beschrieben. Doch wie genau wird dieses Element in der Werkstatt gebaut und wie schafft man es, dass der Tisch nicht wackelt?
Die Zargen müssen an den Ecken miteinander verbunden werden. Dazu werden die Zargen jeweils bis zur Hälfte eingesägt und die Zargen lassen sich übereinanderschieben. In den vier Tischbeinen wiederrum "schlitzen" wir diese Zarge ein. So entsteht einerseits die sehr charakteristische Optik und der Tisch bekommt eine gewisse Stabilität. Damit er aber wirklich nicht wackelt schrauben wir an allen vier Ecken noch eine Feingewinde Schraube von oben ein. Mittig durch die Zargen in das Tischbein. Eine sogenannte Rampamuffe, die wir in das Tischbein einlassen, nimmt die die Schraube auf. Zarge und Beine bilden nun schon "steife Konstruktion". Gänzlich wackelfrei wird es dann durch die Tischplatte. Mit vier Holzdübeln wird die Platte millimetergenau auf dem Gestell fixiert.
Tischplatte und Zarge liegen nun exakt übereinander. Sind aber noch nicht miteinander verbunden. Die Verbindung schaffen wir mit sogenannten Nutklötzen. Die werden unter die Tischplatte geschraubt und lassen sich in die Nut der Zarge drehen. Wenn das Klötzchen in der Nut ist, wird die Schraube nochmal fest angezogen und der Tisch ist fertig aufgebaut und wackelt nicht.
Der Aufbau ist ziemlich einfach und kann von jedem ausgeführt werden Innerhalb von 7 - 12 Minuten steht der Tisch. Versprochen. Und ganz sicher ohne "Ikea-Aufbauverzweifelung".
Du kannst den Tisch also recht einfach Auf- und Abbauen und mit dem Tisch immer wieder umziehen. Die Schraubenlöcher "leiern nicht aus" und halten irgendwann nicht mehr. Denn die Rampamuffen nehmen ja die Feingewindeschrauben auf und können so oft verschleißfrei zusammengeschraubt werden. Klingt viel komplizierter als es dann praktisch ist.
Diese Art der Konstruktion hilft auch beim Transport, denn der Tisch kann sehr flach verpackt werden. Das spart Raum beim Umzug und vor allem auch Kosten für den Versand. Wären also auch die zwei letzten Fragen und Anforderungen gelöst.
Gefällt euch der Tisch Josef? Wo würde er bei euch zum Einsatz kommen? In einer kleinen Wohnung oder als Tisch in einem Restaurant, Bistro oder Café? Wir stellen ihn uns auch gut vor in einer Bibliothek als Lesetisch.
Es gibt den Tisch in zwei Abmessungen: 80 x 80 Zentimeter und 80 x 120 Zentimeter. Auf Wunsch können wir den Tisch natürlich auch in allen anderen Größen bauen. zudem habt ihr die Wahl, ob die Tischplatte in Weisstanne sein soll oder lieber in schwarzem Linoleum.